31.12.05

Erziehungsschein

Kommt er nun, der Führerschein für's Kinderkriegen? Angesichts dramatisch steigender Missbrauchszahlen (dazu zählt auch Vernachlässigung) machen sich Politiker mal wieder Gedanken über den staatlichen Einfluss auf die Erziehung. Im Gespräch sind "Erziehungsgespräche", regelmäßige Untersuchungen oder auch Elternkurse.

Vielleicht geht der Weg dann über den Geldbeutel: Wer sich nicht wenigsten über vorhandene Hilfsangebote informiert hat - ich will ja gar nicht von staatlich verordneten Erziehungskursen reden - bekommt kein Kindergeld. Auf diese Weise erfahren dann vielleicht ein paar mehr von den vielfältigen Möglichkeiten, wie man sich in der Not helfen lassen kann. Und so wird dann vielleicht so manches Kind nicht mehr aus Frust und Überforderung dafür "bestraft", weil es sich wie ein Kind benimmt.

Jeder Weg ist recht um die Rechte und die Entwicklung von Kindern zu stärken und weitere Tragödien zu verhindern. Stimmt es eigentlich, dass Deutschland die UN-Kinderkonvention noch immer nicht vorbehaltlos umgesetzt hat?

8.12.05

Für den Beatles-Fan in mir

In diesem Artikel fand ich die Antwort warum ich John Lennons Hits immer besser fand als die von Paul McCartney, und warum mir die Beatles immer besser gefallen haben als die Hits von Lennon und McCartney zusammen.

>> tp: Lieben mit 64? Zum 65. Geburtstag von John Lennon

You can't change but you can change your your habbits and your surroundings.

Seit meinem MBA Modul "Creativity, Innovation and Change" und den damit verbundenen Persönlichkeitsanalysen bin ich in mancher Hinsicht viel entspannter, wenn ich über mich und meine Eigenheiten nachdenke (>>Der Mann in mir, Thank god I am P-type).

In diese Richtung gehen auch die Selbsthilfe-Erkenntnisse von Bill Peschel, die ich voll unterschreibe:
  • You can't change.
  • You can change your habbits and your surroundings.
  • If you don't, you're going to fail.
Aber dass Gewohnheiten nicht leicht zu ändern sind, bringt dieses Zitat von Mark Twain auf den Punkt:
"A habit cannot be tossed out the window; it must be coaxed down the stairs a step at a time."

Bill Peschel, als Selbshilfe-Veteran, hat jedenfalls großen Gefallen am Buch "Getting Things Done" von David Allen. Vor allem, weil es anders ist als andere Bücher, die er schon zu diesen Themen gelesen hat (und ich zum Teil auch). Ich werde es jedenfalls ausprobieren.

Als kleines kostenloses Tool dazu gibt es im Netz das GTDTiddlyWiki.

28.11.05

Wie man Spaß hat

Nimm das Leben nicht zu ernst. Du kommst da eh nicht lebend raus.
Aus The Eight Irresistible Principles of Fun. Erinnert mich ein wenig an mein Mantra: There is no spoon.

Zum Abrundung noch "wie man Spaß macht": Die Humor Formel

22.11.05

Don't profit, be happy

In der vorerst letzten Buttonwood Kolumne schreibt die Autorin, wie man sich am besten an denen rächt, die durch die letzten drei Wellen (Dotcom, Immobilien, Hedge- und Private Equity Fonds) Unmengen an Geld verdient haben, wärend man selbst bestenfalls unbeteiligter Zuschauer war: living well is the best revenge on those who made a fortune

Sie begründet das mit der Erkenntnis aus diversen Studien, dass diejenigen, die nach Reichtum streben, unglücklicher sind als diejenigen, deren Fokus auf "intrinischen" Zielen (Selbstverwirklichung, Beziehung, Gemeinschaft) liegt. (Das ist ja auch schon der Kern des Maslowschen Pyramiden-Pudels)

Does striving to make money make you happy? No, maintains James Montier, a strategist at Dresdner Kleinwort Wasserstein. A year ago he proposed a notion that shocked some financial folk: that money and happiness are not positively correlated. Now, in a fascinating note, he expands that idea, citing a host of academic studies on the point.

Those who value ?materialistic? goals (wealth, fame, image) are less happy than those who value more ?intrinsic? goals (personal growth, relationships, community). Happiness is achieved by progressing towards these intrinsic goals, not by attaining materialistic ones. And too great an emphasis on money can predispose you to various nasty psychological conditions, including attention-deficit disorder. Which, it must be said, makes Buttonwood view her hyperactive teenaged daughters in a new light?as budding capitalists rather than potential school drop-outs.

Wenn ich aber in mich hineinblicke, dann würde ich schon das Risiko unermesslichen Reichtums eingehen. Ich bin ja bekanntlich Optimist und als solcher könnte ich ja auch eine Ausnahme darstellen: Reich und glücklich.

26.9.05

Spuren im Netz

Ein wenig melancholisch wurde ich schon, als ich heute auf meine frühesten (kommerziellen) Spuren im Netz gestossen bin: Die zweite und dritte Ausgabe von "E-Mail Adressen von Unternehmen im deutschsprachigen Raum" vom 22.12.1993 bzw. 3.1.1994. Lieber Lynx, liebe TU Clausthal, Danke für's Aufheben.

25.9.05

Burning Man 2005

Ich war ja nicht dabei aber dieses Comicbook oder auch diese Galerie geben wohl einen guten Eindruck davon, was es zu sehen gab: Viel verrückte Kunst und schöne Menschen.

The man burns in 342 days!

6.9.05

Der Nerd in mir

Ich gebe zu ich war ein wenig enttäuscht wie wenig ich nur noch gewusst habe. Zumindest hat die von mir bewusst vorangetriebene Entnerdisierung ihre Wirkung nicht verfehlt. Ich bin tatsächlich nur noch ein "Low Ranking Nerd. Definitely a nerd but low on the totem pole of nerds." Danke für den Test an Bill Ives.

I am nerdier than 65% of all people. Are you nerdier? Click here to find out!

2.8.05

Mit dem Finger auf der Landkarte

Habe ich vor einiger Zeit noch für World Wind geschwärmt (und tue es heute noch), so muss ich zugeben, dass Google inzwischen ebenbürtige Nachfolger präsentiert:
Der Versuch von Microsoft, Google Maps zu mit MSN Virtual Earth zu deklassieren, hat mich nicht überzeugt - nicht zuletzt, da das Bildmaterial bei Google deutlich besser ist. Google greift indes schon zu den Sternen.

love what you do

Glücklich ist, wer sich seinen Job aussuchen kann. Vielleicht ist das ja eine Motivation in der Schule gut aufzupassen, denn wer gut ausgebildet ist, kann sich folgenden Luxus leisten:

"Your work is going to fill a large part of your life, and the only way to be truly satisfied is to do what you believe is great work, and the only way to do great work is to love what you do. If you haven't found it yet, keep looking, and don't settle. As with all matters of the heart, you'll know when you find it, and like any great relationship it just gets better and better as the years roll on. So keep looking. Don't settle." (Steven Jobs)

Über Gurteen Knowledge-Log

1.6.05

Servus und Danke

Heute habe ich einen Freund im Stich gelassen - ich fühle mich zumindest so.

Wir haben uns kaum unterhalten und doch kannten wir uns seit über 30 Jahren. Auch wenn ich ihn nur selten beachtet habe, so war er doch immer da. Wir sind gemeinsam groß geworden und er hat meinen Kinder beim Spielen Schatten gespendet. Gut sah er aus und gesund war er. Und er hat, wie jedes Frühjahr den Bienen Nahrung gegeben. Ich meine den Baum vor unserem Garten.

Heute haben sie ihn umgehaun. Die Kettensäge hat sich ein paar mal verklemmt aber nach drei Minuten war's vorbei. Da lag er auf der Straße. Schon waren die Äste ab, der Stamm zerschnitten und alles weggeschafft. Eine gelbe Kehrmaschine ließ noch die letzten Blätter verschwinden. Was bleibt ist der Stumpf und mein schlechtes Gefühl. Heike hatte Tränen in den Augen.

Ein schlechtes Gefühl, weil ich ihn vermissen werde und weil ich nichts unternommen habe. Ich habe noch nicht einmal Fragen gestellt. Die Stadt hat der Aktion wohl zugestimmt und die Arbeiter haben sich sicher gefreut, dass keiner "Ärger" gemacht hat.

Wir haben uns nicht einmal verabschiedet. Dabei war das Ende absehbar. Sie haben alle "alten" Bäume in der Straße gefällt. Schon seit Tagen. Die Nachbarn freuen sich, haben sogar teilweise etwas nachgeholfen. Sie freuen sich, weil die alten Bäume viel Laub und viel Arbeit gemacht haben.

Vielleicht muss man das alles realtiv sehen. Wir haben doch selbst erst vor Kurzem die alte (und vernachlässigte) Thujen-Hecke gegen eine junge (und noch recht dünne) Buchenhecke ersetzt. In Brasilien wird der Regenwald wie nie zuvor abgeholzt und in Afrika sterben die Menschen wie Fliegen an Hunger und AIDS. Und ich jammere wegen eines Baums? Wegen noch nicht einmal heimischen Scheinakazien?

Hat das was mit Heimat zu tun? Mit zuhause sein? Mit den Dingen, die man mit dem gewohnten Blick aus den Fenster verbindet? Hat es mit unserer mitteleuropäischen kulturellen Prägung als ökologisch verkrampfte Erbengenerations-Weicheier? Mit Tabaluga und Julia 'Butterfly' Hill?

Ich weiß es nicht. Lucy jedenfalls meinte, es kommen neue Bäume. Glitzerbäume. Schon bald. Wir werden ja sehen, was die Stadt macht. Das mit dem Glitzern bekommen wir selbst hin. Nur das mit dem Schatten und dem guten Gefühl wird so schnell nicht nachwachsen.

18.5.05

Schon ab der Grundschule: Gemeinsam lernen

Für mich steht fest, dass ich zum effektiven Lernen einen Partner brauche. Jemanden, der mich nicht nur "abfragt", sondern jemanden, der sich zu meinem Thema eine eigene Meinung gebildet hat - im besten Fall also ein Kommilitone. In der Auf- und Vorbereitung des Textes lege ich gerne Mindmaps an und wenn es darum geht, sich lange Listen zu merken gehe ich inzwischen gerne in den Wald spazieren. Da stört es wenigstens keinen, wenn ich Dinge rezitiere und mit mir selbst in Gericht gehe.

All diese Eigenheiten haben sicherlich mit meinem persönlichen Lernstil zu tun. Ich habe am Anfang von B822 u.a . einen LSI-Test gemacht. Das Ergebnis hat mich aber nicht befriedigt. Mehr noch, ich halte den ganzen Test für sehr unzuverlässig und nur bedingt aussagekräftig.

Soweit zu mir. In Familie & Co habe ich nun einen Beitrag über Lerngemeinschaften ab der Grundschule gelesen, den ich kurz zusammenfasse:

Kleine Lerngruppen erzielen oft bessere Lernergebnisse als alleine Lernende. Es macht mehr Spaß und ist effektiver. Zweier-Gruppen sind am Besten. Anfangen kann man ab etwa der zweiten Klasse. Größere Gruppen (-5 Kinder) erst ab 6./7. Klasse, da es dafür bereits ein hohes Maß Verantwortungsgefühl für sich und die Gruppe bedarf.

Es eignet sich aber nicht jede Lernphase zur Partnerarbeit: Vokabeln, Lesen, Malen, Formeln, Geschichte und Gedichte sollten zunächst alleine geübt werden und dann in der Gruppe verfeinert und vervollständigt.
Aufgaben aus dem mathematisch naturwissenschaftlichen Bereich, Referate und Rollenspiele hingegen lassen sich - etwas Übung und Disziplin vorausgesetzt - komplett in Teamarbeit erledigen.
Eltern sollen keine Bedenken bzgl. der Konzentration und Eifers haben. Man kann also durchaus das Zimmer verlassen, sollte aber greifbar bleiben, wenn etwa unlösbare Probleme auftauchen.

Wichtig ist, dass die Lernpartner in etwa das gleiche Alter und die gleiche Leistungsstufe haben.

Regeln:
  • Anzahl, Ort, Häufigkeit und Dauer der Lerngruppe sind genau festgelegt
  • Für alle gilt ein gemeinsames Ziel (z.B. Erledigung der Hausaufgaben, Lernen für eine Prüfung)
  • Die Eltern ziehen mit (d.h. sie sind mit Gruppenlernen einverstanden und leisten Unterstützung durch z.B. Räume, Essen, Materialen)
  • Ein Elternteil ist erreichbar um zu helfen und (bei Kleineren) die Ergebnisse zu überprüfen
Mögliche Probleme und Lösungen:
  • Einer dominiert die Gruppe -
    Eltern weisen noch einmal auf Regeln der Gruppe hin: Gleichberechtigung und Konsens in der Entscheidungsfindung
  • Gruppe / einzelne Mitglieder findet/n nicht zum Arbeitsrhythmus -
    Vorher Spielen und Toben lassen. Zwischendrin Entspannungsphasen einlegen
  • Spezialistenbildung, die anderen schreiben ab -
    Eltern machen noch einmal klar, dass Abschreiben dafür sorgt, dass nur einer lernt und somit die Vorteile der Gruppenarbeit verloren gehen: Angstfrei Fehler machen und vom Anderen lernen.

22.4.05

Der Typograph in mir

Hatte ich es schon erwähnt? Ich wollte nie Feuerwehrmann werden. Es genügte mir, dass Grisu das wollte und die Söhne meines Nachbarn es waren. Ja, es gab sogar eine Zeit, da bin ich regelmäßig nach Rauch stinkend von unserem Abenteuerspielplatz nach hause gekommen. Anzünden hatte für mich immer mehr Faszination als Löschen.

Ich hatte aber einmal ein Faible für Schriften und Typographie. Damals habe ich mit Federn Schriften und Schriftzeichen geübt und entworfen. Das mag erklären, warum mir heute diese Site aufgefallen ist: decodeunicode.org. Wenn man erst einmal die Navigation verstanden hat wird man mit über 50.000 Zeichen in allen Sprachen und Schriften dieser Welt belohnt.

18.4.05

Für eine bessere Schule

Weil ich gerade beim Thema Schule bin. Hier kommt ein Link, den ich schon lange aufhebe. Aufhebe, für den Tag an dem meine Kinder in die Schule kommen.

Es geht darum, wie eine bessere Schule aussehen sollte und was Eltern und Lehrer schon heute dazu beitragen können: Prof. Dr. Kurt Singer

17.4.05

Beziehungskunde braucht die Jugend

Unter dieser Überschrift stieß ich heute in der FAS auf einen Artikel von Eberhard Rathgeb, der allen Ernstes ein neues Schulfach vorschlägt: Beziehungskunde.
Dort, stellen wir uns vor, können Mädchen und Jungen die Grundregeln der Beziehungen lernen. Mit diesem Wissen wäre ihnen im Leben ganz sicher geholfen - schaden kann es jedenfalls nicht.
Spätestens mit dem Eintritt die Pubertät durchleiden wir unzählige Lernzyklen in der Schule des Lebens. Trial-and-error auf die harte Tour: Wir verlieben uns in die Falschen und wir erkennen es nicht, die Richtigen verlieben sich in uns und wir erkennen es auch nicht. Die einen vergeuden Monate, manchmal Jahre weil sie zu schüchtern sind, die "große Liebe" anzusprechen, die anderen brauchen genau so lange um sich aus einer Beziehung zu befreien. Die einen stecken die Enttäuschungen weg, die anderen flüchten sich in Drogen oder den Tod.

Was hat die Schule damit zu tun? Wozu sind denn die Eltern da? Die Eltern geben Ihre Erfahrungen sicher gerne an ihre Kinder weiter. Aber was ist das wert? Erstens, vielen Menschen fehlt die Fähigkeit der Reflektion. Sie haben - kurz gesagt - nichts aus Ihren Leiden gelernt. Und die, die über die eigenen Erfahrungen nachgedacht haben und guten Rat parat haben, kennen nur ihre eigenen Geschichten. Das wäre so, als würde in Erdkunde nur Rosenheim und Mallorca besprochen, weil der Lehrer sonst noch nirgends war. Zweitens, viele erinnern sich nicht mehr an das Chaos und die Intensität der Gefühle. Ein: "Das ist nicht so schlimm. There is other fish in the sea." ist nicht wirklich hilfreich. In dem Moment ist es so schlimm. Scheiß auf die anderen Fische! Drittens hat fast kein Jugendlicher ein so suuuper Verhältnis mit seinen Eltern, dass er diese in alle quälenden und manchmal peinlichen, ja entwürdigenden Details einer gescheiterten Beziehung einweiht. Die meisten pubertierenden Jugendlichen haben noch nicht einmal ein brauchbares Verhältnis zu sich selbst. Wer's nicht glaubt, liest einfach einmal ein paar private Blogs.

Und warum soll's dann gerade die Schule richten? Nun, soll und nicht die Schule soll auf das Leben vorbereiten. Was soll sonst der wahrscheinlich ernst gemeinte Spruch "Für das Leben lernst Du, nicht für die Schule."?

Es sollte angesichts der riesigen Menge an entsprechenden psychologischen Forschungen und Ergebnissen [...], die sich ja auch bei der Lösung von Erwachsenenproblemen bewährt haben [...], nicht schwer fallen, einen Lehrplan für das Fach Beziehungskunde zusammenzustellen. Um das Interesse der Jugendlichen müsste man sich wohl kaum Sorgen machen [...]
Deutsch-, Französisch-, Englisch-, ja vor allem Latein- und Griechischlehrer haben doch eine Menge Geschichten, die sich vor allem um Beziehungen drehen, gescheiterte meistens, aber auch geglückte.

Wenn es recht ist, dass "die deutsche Wirtschaft" jammert, dass die Jugendlichen von den Schulen und Universitäten nicht auf das Arbeitsleben vorbereitet würden, dann ist es nur billig, wenn die deutsche Jugend jammert, die Schulen würden sie nicht auf das Liebesleben vorbereiten.
Muss es denn sein, dass ein Junge in die Liebenbeziehung wie ein Maulwurf tappt, der keinen Schritt voraussehen kann?

16.4.05

Rechtsradikale

Es gibt Themen, mit denen ich mich ziemlich wenig auseinander setzte. Dazu gehören z.B. Rechtsradikale. Warum ist das so? Zwei Antworten fallen mir sofort ein:

a) Ich lebe in einer recht ruhigen Mittelklasse-Gegend. Es gibt keine Probleme mit Einheimischen, Ausländischen, Linken oder Rechten. Das macht es mir einfach bestimmte Entwicklungen in der Nation zu ignorieren.
b) Angst. Im Gegensatz zur gewaltbereiten Linken, muss man (das ist zumindest mein Eindruck) bei der gewaltbereiten Rechten eher mit körperlichen Angriffen auf Person und Familie rechnen, wenn man den Kopf aus der Bevölkerungsmasse herausstreckt und eine kritische Meinung äußert. Für die meisten Opfer rechter Gewalt war es ausreichend zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Ich habe vor Jahren das Buch "Hitlers Urenkel" von Andreas Marneros gelesen. Er schreibt aus der Sicht eines Psychologen, der beruflich viel mit rechtsradikalen Gewalttäter (Schläger, Vergewaltiger, Mörder) zu tun hat. Er kommt unter anderem zu folgendem Schluss:
Die gründlichen Analysen der Persönlichkeit und Verhaltensmuster, das Studium der Biographien »meiner« rechtsextremistischen Gewalttäter und meiner lange Reise durch die Literatur halfen mir dabei, drei wirksame Waffen gegen rechtsradikale Gewalttätigkeit zu identifizieren. Gewiss gibt es mehr. Aber die drei boten mir die Neonazi-Gewalttäter in ihren Gefängniszellen selbst. Drei Waffen gegen rechtsextremistische Gewalttäter, nicht gegen des Rechtsextremismus.

Die erste Waffe ist das Image.
Die zweite Waffe ist die Scham.
Die dritte Waffe ist die Angst.

Die Kombination dieser drei Waffen kann vielen Image suchenden, schamlosen, angstvoll verneinenden und jungen rechtsextremistischen Gewalttätern den Baseballschläger, den Molotowcocktail oder das Messer aus der Hand nehmen. Die Springerstiefel und die Bomberjacke ausziehen.

Diese Waffen nützen nicht gegen des Rechtsextremismus im Allgemeinen, nicht gegen die Schreibtischtäter, nicht gegen die Theoretiker und Drahtzieher. Nicht gegen die Finanzierer und ultrarechten Medien. Sie können aber wirksam sein gegen die Totschläger und Gewalttäter. Gegen die Neonazis auf der Straße. [...]


Marneros' Ratschläge sind wohl vor allem an die Politiker gerichtet, sind sie es doch, die in diesem Land die Richtung vorgeben (sollten). Aber ...

Heute bin ich durch Zufall auf diese Diskussion rechtsradikaler Liedertexte gestoßen und war doch etwas überrascht über die zum Teil tumben Hasstiraden, mehr noch aber über die subtile, vereinnahmende Kraft, die von manch anderen Passagen ausgeht.

Gerade als Vater mache ich mir natürlich Gedanken, wie ich meine Kinder schützen kann. Natürlich vor den direkten körperlichen Gefahren, mehr jedoch vor den geistigen. Ich befürchte, dass Jugendliche gerade in Krisenzeiten (z.B. der Pupertät) Opfer solcher Einflüsterungen werden können:

» ... sind freundschaft und treue keine werte
zählen in dieser zeit nur noch schwindel und trug
lerne dich zu wehren vielleicht ist es noch nicht zu spät
dreh dich um und blicke zurück bevor die zeit vergeht
stolz geboren doch viel leid ertragen
ist das der grund für deinen niedergang
hast du sie vergessen, die schönen tage
stehst du mit dem rücken an der wand? ...

Refrain:
schlag' zurück, schlag' zurück,
finde die spur, der du einst folgtest,
schlag' zurück, schlag' zurück, schlag' zurück,
besessen warst du einst von deinem ideale,
schlage zurück.« (Quelle)


Was kann man also als Einzelner tun?

Image: Ich kann ein Vorbild sein. Für meine Kinder, vielleicht auch für andere. Das setzt eine gewisse Grundhaltung, ein Wertesystem (Ehrlichkeit, Treue, Fairness, Integrität, ...) voraus.
Scham: Ich kann deutlich machen, was akzeptabel ist und was nicht. Auch das setzt auf einem gefestigten Wertesystem auf. Gewalt ist nicht akzeptabel. "Sag mal, schämst Du Dich nicht?".
Angst: Es gibt Regeln und an die müssen sich alle halten. Die Konsequenzen bei Überschreitung der Grenzen müssen klar sein. Strafen erfolgen angemessen und prompt.

Dieses System wirkt vielleicht starr und unflexibel. Vor allem der Teil mit den Regeln. Das muss aber nicht sein. Veränderung gehört zum Leben und Regeln funktionieren nur, wenn sie von allen (na sagen wir mal von den meisten) akzeptiert und von Zeit zu Zeit hinterfragt werden. Starr sind nur die Konsequenzen. Ohne Konsequenzen gelten Regeln nur für die Gutmütigen und Dummen. Zumindest zu den Dummen will keiner freiwillig gehören.

7.3.05

There is no spoon

In meinen privaten E-Mails verwende ich häufig die Signature "There is no spoon."

Es ist ein Zitat aus dem Film Matrix. Es ist aus der Szene, wo Neo im Wohnzimmer des Orakels auf Einlass wartet und dabei einen jungen Mönch beobachtet, der scheinbar nur mit der Kraft seines Geistes Löffel verbiegt. Neo frag den Jungen, wie das wohl möglich ist. Und der Junge sagt: Da ist kein Löffel. Wer den Film gesehen hat, weiß, dass da wirklich kein Löffel ist, auch wenn es für alle so scheint.

Für mich heißt das:

Im Ganzen gefallen mir die 12 Grundregeln des "Managing Problems Creatively" (Handy, Henry) sehr gut:
  • Adopt a 'set to break sets'
  • Explore the givens
  • Broad picture, local detail
  • Value play
  • Build up, down knock down
  • Live with looseness
  • It is there already - nuture it
  • Involve others
  • Connect and be receptive
  • Know what you really want
  • Cycle often and close late
  • Manage the process

Und hier noch eine andere Geschichte, die (im Abspann) auch mit fehlenden Löffeln zu tun hat:
Eddie Murphy - as the old white man in the barber shop - says: "Wait a minute, wait a minute, wait stop right there! Listen: Stop right there, man. A man goes into a restaurant. You listenin'? A man goes into a restaurant, and he sits down, he's having a bowl of soup and he says to the waiter, waiter come taste the soup. Waiter says: Is something wrong with the soup? He says: Taste the soup. He says: Is there something wrong with the soup? Is the soup too hot? He says: Will you taste the soup? What's wrong, is the soup too cold? Will you just taste the soup?! Alright, I'll taste the soup - where's the spoon?? Aha. Aha!

3.3.05

Kinder nur auf Schein

Wir leben in einem Land, wo beinahe alles geregelt ist. Wo man ins Kittchen gehen kann, wenn man in Urlaub fährt, ohne eine Postvollmacht zu erteilen. Und wo man für alle Tätigkeiten, die für einen selbst oder für Dritte gefährlich sein könnten, einen Schein braucht.

Der Elektriker muss eine Ausbildung haben, bevor er eine Steckdose setzt. Der Bauer muss sein Vieh prüfen lassen, bevor es geschlachtet werden darf. Jugendliche dürfen erst hinters Steuer, wenn sie einen Führerschein gemacht haben - auch wenn sie vorher noch so schön "bitte, bitte" gesagt haben.

Im Gegensatz dazu ist "Kinder in die Welt setzen" und "per trial-and-error sich am wehrlosen Opfer mehr oder weniger erfolgreich in Erziehung zu üben" überraschend ungeregelt. Wieso gibt es keinen verpflichtenden Erziehungs-Schein?

Muss sowas immer wieder passieren?

1.3.05

Worte im Mund umdrehen

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelinleesn, snderon das Wrot als gseatems. Ehct ksras! Das ghet wicklirh!
Soso, Sachen gibt's ...

21.2.05

Falls ich mal Arbeiten gehen sollte

Falls ich mal für mein Geld arbeiten gehen sollte (ich bin seit Jahr und Tag selbständig und Selbständige haben ja nix zu tun), dann muss ich mich wohl oder übel irgendwo bewerben. Für den überaus unwahrscheinlichen Fall, dass ich dann nicht genommen werde, muss ich mir - abhängig von meinem zukünftigen Arbeitgeber - genau überlegen, ob ich eine Ablehnung nicht einfach ablehne. Einen entsprechenden Text haben ich bereits gefunden:

Dear ......,

Thank you for your letter rejecting my application for employment with your firm.

I have received rejections from an unusually large number of exceptionally well qualified organizations. With such a varied and promising spectrum of rejections from which to select, it is impossible for me to consider them all. After careful deliberation, then, and because a number of firms have found me more unsuitable, I regret to inform you that I am unable to accept your rejection.

Despite your company's outstanding qualifications and previous experience in rejecting applicants, I find that your rejection does not meet with my requirements at this time. As a result, I will be starting employment with your firm on the first of the month.

Circumstances change and one can never know when new demands for rejection arise. Accordingly, I will keep your letter on file in case my requirements for rejection change.

Please do not regard this letter as a criticism of your qualifications in attempting to refuse me employment. I wish you the best of luck in rejecting future candidates.

Sincerely,

Stefan Weiß

Homo Draegeriensis down under

Ein guter Freund von mir, Ralf Draeger, ist derzeit in Australien und führt ein Reisetagebuch. Schöne Bilder, amüsante Berichte.

In mir keimt der nutzlose Gedanke unseren gemeinsamen Jugoslavienurlaub 1989 zu elektronifizieren.

19.2.05

Der Ex-Schüler in mir

Auch ich war mal auf der Schule. Nach ein paar belanglosen Jahren in der Wittelsbacher Schule, einem kurzen Abstecher (5. Klasse an der Hauptschule) an die Kirchenschule durfte ich noch zwei Jahre auf dem Max Born Gynasium in Germering verbringen bevor meine Großmutter dann die Nerven verloren hat und mich ins Studienseminar Albertinum (vulgo Internat) nach München schickte. Das Albertinum - nicht zu verwechseln mit dem Altenheim Augustinum - hat einen Packt mit u.a. dem nebenan liegenden Erasmus Grasser Gynasium geschlossen. So kam es, dass ich kaum 8 Jahre später, im Jahre 1990, dort Abitur gemacht habe.

Über meine Zeit im Albertinum werde ich sicher noch einmal mehr schreiben (auch Positives) als 1990 in der Abiturzeitung oder 2003 im Albertinum Gästebuch:
Hier stehen nur deshalb keine bösen Kommentare, weil wir alle aus dem Rüpelalter raus sind, nicht weil es nichts zu berichten gäbe...
Zu unserem Abiturjahrgang gibt es aber sogar eine eigene Website.

Für den Fall, dass mal jemand nach einer guten Rede für die Abiturfeier oder Texte für die Abizeitung sucht, ich hätte da zwei Vorschläge:

13.2.05

Der Träumer in mir

Für den Fall, dass ich eines Tages alles gekauft habe, was man für Geld haben kann und noch immer unglücklich bin, lasse ich mir ein Baumhaus bauen. Am See, mit Bergblick. Kostenpunkt 5.000 bis 120.000 Euro.
"Natürlich ist ein Baumhaus romatisch, deshalb sollte man vom Schlafplatz aus durch ein Dachfenster in die Blätter blicken können" (Andreas Wenning in der FamS)
Ja, das wäre schön ...

Hier die Links:

19.1.05

Der kritische Kunde (d.h. notorische Nörgler) in mir: Erfahrungen mit Wasserbetten

An dieser Stelle war dereinst ein ziemlich langer Bericht, in dem ich unsere Erfahrungen mit unserem (sehr teuren) Wasserbett beschrieb, das ich bei einem Händler in unserer Nähe gekauft hatte. Leider war dieses Bett von Anfang an defekt (juristisch korrekt heißt das: mit Mängeln). Mehr als zwei Jahre versuchte ich, den Händler oder auch den Hersteller dazu zu bewegen, das Bett auszutauschen oder wenigstens in Augenschein zu nehmen. Leider musste ich erst vor Gericht ziehen um letztlich zu bekommen, was ich wollte: Ein Wasserbett, das einen nicht um dem Schlaf bringt.

Hier nun ein paar Erfahrungen und Tipps, die ich in der Zeit zwischen Sommer 2002 und Herbst 2004 zusammengetragen habe:

Zunächst: Glauben Sie bitte nicht jede positive Meinung in Foren und auf "Verbraucherportalen" wie Ciao, Dooyoo oder Yopi. Es ist übliche PR-Praxis solche Einträge zu faken. Fragen Sie besser Freunde oder Bekannte, die sich ein Wasserbett gekauft haben, nach deren Erfahrungen. Machen Sie sich die Mühe und lassen sich von wenigsten drei Händlern beraten. Sie werden staunen, was Sie über Wasserbetten lernen und mehr noch, was sie über Wasserbettenhändler lernen. Und falls Ihr Händler nebenher auch noch Kamine und Saunakabinen verkauft, dann ... ach ich werde gehässig.

Tipps für den Kauf eines Wasserbetts:
  • Ein hochwertiges Wasserbett (Doppelbett) muss (inkl. Schubladen-Sockel) nicht mehr als 2.500 Euro kosten. Wer mehr hinlegt, bezahlt sehr wahrscheinlich zuviel (So wie ich. Heute bin ich auch schlauer).
  • Ein Wasserbett muss nicht schwabbeln. Ja, sie können sogar Wassermatratzen kaufen, die in der Festigkeit einer Federkernmatratze ähneln.
  • Jedes Wasserbett hat eine bestimmte Härte bzw. Beruhigung, die man beim Kauf auswählen muss. Ausgehend von dieser Härte lassen sich die meisten Wasserbetten in engen Grenzen nachjustieren. Werden diese Grenzen über- bzw. unterschritten bekommt das Bett entweder einen Bauch oder man hängt durch. Beides ist unangenehm.
  • Es gibt Hersteller, die behaupten, man könne ihr Wasserbett nachträglich noch "70% bis zu 100%" beruhigen. Diese zugesicherte Eigenschaft lässt sich aber schwer einfordern, denn es stellt sich die Frage, was 70% und mehr noch 100% Beruhigung tatsächlich bedeutet. Ist 100% "hart wie ein Brett" oder "hart, aber flexibel wie feiner Sand" oder "flexibel aber hart wie ein Futon"?
  • Jedes Wasserbett kann hart wie ein Brett gemacht werden. Dazu lässt man einfach das gesamte Wasser aus. So einfach ist das.
  • Das Aufstellen des Wasserbettes ist Aufgabe des Händlers. Auch bei einem späteren Umzug müssen Sie wahrscheinlich den Händler beauftragen, wenn Sie Ihre Garantie behalten wollen. Das kann schnell ein paar hundert Euro kosten.
  • Es gibt Händler, die kommen mehrere Male zu Ihnen nach Hause um das Wasserbett nachzustellen, wenn Sie nicht sofort zufrieden sind.
  • Es gibt Händler, die nehmen das Bett auch wieder mit, wenn sie nach 90 Tagen (!) noch immer nicht zufrieden sind.
  • Achten Sie auf die Folgekosten: Manche Betten müssen regelmäßig gereinigt werden. Jedes Wasserbett braucht regelmäßig einen Conditioner für das Wasser. Dieser ist zumeist herstellerabhängig. Und vom regelmäßigen Einfüllen wird häufig auch die Langzeitgarantie abhängig gemacht (Nachweis!).
Für Ihr Wasserbett brauchen Sie:
  • neue Bettücher (die alten sind garantiert zu klein und gehen nicht über den massiven Rand)
  • neue Bettdecken, z.B. aus Mikrofaser (auch wenn das nach statischer Aufladung und Putztuch klingt. Die alten Decken sind garantiert zu warm)
  • evtl. neue Kissen (da sie mehr im Wasserbett liegen, als auf dem Bett, könnte das alte Kissen zu hoch sein. Ich habe mir für 5 Euro ein flaches Kissen bei IKEA gekauft).
  • einen Eimer und ein ca. 1 Meter langes Schlauchstück, wenn Sie selbst Wasser ein- und auslassen wollen/müssen
  • eine Zeitschaltuhr, wenn Sie nachts ohne Elektrosmog schlafen wollen (ich habe es nicht getestet, aber angeblich hält das Wasserbett die Wärme bis zum nächsten Morgen)
  • der Stromverbrauch eines Bettes liegt bei ca. 60 kWSt pro Monat. Kosten ca. 10 Euro.
Noch etwas: Ich halte die Theorie "In einem zu kalten Wasserbett schwitzt man, weil der Körper versucht, das Bett zu erwärmen." für haarsträubenden Schwachsinn. Das jedenfalls wollte mir mein Händler einreden. Wer im Wasserbett schwitzt, hat wahrscheinlich ...
  • die falsche Decke (siehe oben)
  • die Heizung zu hoch gedreht (ich schlafe derzeit bei 27° und bin zufrieden)
  • ein zu weiches Wasserbett (d.h. in meinen Augen: das falsche Wasserbett)
  • gerade Sex
  • oder defekte Wassermatratzen (so war's bei uns)
Weil wir gerade beim Thema sind. Sex und Wasserbett: Auch wir haben vom Kick auf der Welle nichts gemerkt - im Gegenteil. Aber das macht ja nix. Wir sind ja jetzt beide über Dreißig und haben schon zwei Kinder.

Schwangere und Wasserbetten:
  • Heike fand das teilweise Einsinken in das Wasserbett sehr angenehm. Sie schlief in dieser Zeit auf der Seite, so hat das Bett ein wenig das Gewicht des Bauches getragen.
  • Aber eigentlich ist Heike eine Bauchschläferin. Nachdem also das (zweite) Kind endlich auf der Welt war, schlief sie wieder auf dem Bauch. Wie jede stillende Frau weiß, regt Wärme die Milchproduktion an. Und Wasserbetten sind geheizt. Folgerichtig klagte sie schon bald über eine massiv gestiegene Milchproduktion und - natürlich - ein fieses Spannungsgefühl. Dann schlief sie erst einmal wieder auf dem Rücken.
  • Durch die Höhe des Bettkastens und der Matratze fällt das nächtliche Aufstehen (zum Stillen) viel leichter. Besonders, wenn man das Kind (danach) über der Schulter liegen hat. Da war der Weg vom Futon auf die Beine schon weiter als jetzt. Vom dicken Wasserbett dreht man sich nur leicht zur Seite, lässt die Füße auf den Boden fallen und ... steht. Das geht auch im Halbschlaf.
Für alle, die jetzt kein Wasserbett mehr haben wollen, hier sind die Alternativen:
  • Schlafen auf Sand (knirscht aber ein wenig in der Poritze)
  • Federkern (wobei nicht jeder von senkrecht stehenden, selbstinduzierenden Magnetstrahlen durchbohrt werden möchte. Man sagt, die Amerikaner bauen Anti-Terror-Waffen aus sowas.)
  • Stroh (Heidi hatte sowas - die hat aber auch im Winter unterm offenen Fenster geschlafen)
  • Latex (klingt allerdings nach Dritt-Verwertung von Autoreifen: Gut für die Umwelt und an den Geruch gewöhnt man sich schon)
  • Luft (jeder der mal auf einem aufblasbaren Gästebett geschlafen hat, kennt und liebt das lustige Sausen, wenn beim Umdrehen die Luft aus einer Kammer in die andere gedrückt wird.)
  • Matratzen von Sqornshellous (inzwischen sehr selten)
  • Futon. Ach Futon. Gott habe meine altes Futon selig. Ich hatte es nach dem Wasserbettenkauf verschenkt. Hoffentlich geht es ihm gut. Es war übrigens ein westliches Futon (das mit den Futonhäuten ist ein böses Gerücht).
Einigermaßen neutrale Foren zum Thema Betten und Rückenprobleme:
Den Betreibern dieser Foren spreche ich in jedem Fall meine Hochachtung aus. Es ist nämlich inzwischen kein Spass mehr, ein Forum zu betreiben und sich somit der ständigen Gefahr auszusetzen, Anzeigen und Abmahnung zu erhalten. In der Regel sind diese Angriffe nicht berechtigt. Geld, Zeit und Nerven kosten sie dennoch.

Zum Schluss muss ich noch den "notorischen Nörgler" erklären. Mein Händler hat versucht, mich vor Gericht (wohin ich ihn gezerrt hatte) als irregeleiteten, notorischen Querulanten und Nörgler darzustellen. Das dürfen vielleicht meine Freunde über mich sagen - es ist aber eine gefährliche Art so mit Kunden umzugehen, die eigentlich nur einen Produktmangel repariert bekommen wollten. Zum Glück hat man inzwischen als Verbraucher wenigstens in den ersten 6 Monaten das Recht (besser gesagt §476 BGB) auf seiner Seite. Es ist wichtig, diese Frist zu nutzen. Danach dreht sich die Beweislast um und das macht es richtig aufwändig, sein Recht zu bekommen! Also, bitte nicht abwimmeln lassen und im Notfall rechtzeitig klagen (ich weiß wovon ich rede). Aber auch noch 24 Monate nach dem Kauf muss sich der Händler an seine Zusagen halten (am besten schriftlich) und an die Zusagen des Herstellers (z.B. im Katalog). Das hat in unserem Fall sicherlich zur erzielten Einigung vor Gericht beigetragen.

Updates:
- Als wir nach einger Zeit die dicke Matratzenauflage reinigen ließen hat uns fast der Schlag getroffen: Über 200 Euro mussten wir dafür berappen. Begründet wurde es mit dem "besonders aufwendigen Verfahren bei dieser Art von Auflagen". Ein Einzelfall oder die gerechte Strafe für Wasserbettenkäufer?
-  Kürzlich haben wir uns des Wasserbetts und seiner Reste entledigt (nachdem wir diese schon eine Zeitlang im Keller gelagert hatten). Als ich die schweren Wassermatratzen in den Spermüll-Container wuchtete sah ich dort zu meiner Überraschung: Jemand hatte kurz zuvor zwei identische Matratzen weggeworfen (Twitter).

Europäische Luftraumüberwachung

Ich weiß ja nicht viel über die Probleme der Euroäpischen Luftraumüberwachung. Ich höre nur immer, dass um Kompetenzen gestritten wird und dass die Systeme noch immer nicht standardisiert sind. Da freut es mich, dass wir heute zumindest virtuell einen entscheidenden Schritt weiter gekommen sind:

EUROBOOK wurde eingeweiht, das Central European ATC and Flight Booking System.

Ich wünsche allen Süchtigen viel Spaß beim professionellen Zeit vernichten.

13.1.05

salivating

Ich habe mich gerade die Macht der Vorstellung (Imagination) spüren lassen und eine kurze, geführte Imaging-Session gemacht. Ich lausche einer angenehmen Frauenstimme, die mir (auf Englisch) Folgendes erzählt:

Stelle Dir eine Orange vor.

Betrache sie genau. Ist die einfarbig oder sind da Unterschiede in der Farbe?

Das sind vielleicht auch ein paar grüne Flecken.

Wie ist die Form?

Wie rund ist sie?
Wie hügelig ist die Schale?

Stell Dir vor, wie Du ein Messer nimmst und in die Orange schneidest.
Zuerst in die Schale... kannst Du das Geräusch hören, das dabei entsteht?

Nun stell Dir vor, wie Du ein Stück aus der Orange herausschneidest.
Kannst Du die Oberfläche spüren, während Du es in die Finger nimmst und zum Mund führst?

Kannst Du es riechen?

Stell Dir vor, wie Du in dieses vorzügliche Orangenstück beißt. Schmeckt es süß?

"Some of you will be salivating now merly at the tought of eating orange. An eloquent demonstration of the power of thought on our actions."

Vielleicht bin ich nur verfressen, aber bei mir hat es funktioniert. Mir ist tatsächlich das Wasser im Mund zusammen gelaufen.

11.1.05

bbc goat silk

As a child I though about letting down a rope from a satellite to the surface of the earth. One could climb up or even lift other satellites into orbit with this rope. I was told that the rope would tear apart just for its own weight.

At the residential school's bar I learned that the problem was almost solved. Some scientists though about spiders and why their string was so light and strong at the same time. So they did the obvious (for scientists): They fiddled around with some goats' genes and there we go ...

GM goat spins web based future
Spider scientists spin tough yarn

Don't ask me why they had chosen goats.

Stefan
(Student on B822 Creativity, Innovation and Change)
---
"There is no spoon."

10.1.05

Der Überflieger in mir (Achtung Wortspiel)

Schon immer haben mich Computersimulationen fasziniert. Besonders jede, bei denen man in einem Flugzeug durch mehr oder weniger künstliche Landschaften fliegen kann. Ich denke an MS Flugsimlator für DOS, den ich schon früh mit allen möglichen Erweiterungen hatte. Für viele unverständlich, habe ich oft Stunden damit verbracht, in Echtzeit von München nach z.B. Paris zu fliegen. Auch Kampfsimulationen wie M-1 Tank Platton, F22, etc.. haben mich vor allem wegen der Landschaftssimulation begeistert und ich habe viele Stunden damit verbracht, dem Feind auszuweichen und die Landschaft zu erkunden. Mit der Version 2002 des Flight Simulators, dem mir Heike vor zwei Jahren zu Weihnachten schenkte, bin ich bis heute ganz zufrieden. Nicht zuletzt, da es auch hier unzählige Erweiterungen gibt, insbesondere solche, die zusätzliche Details zu Landschaft und Wetter hinzufügen.

Naturgemäß interessieren dabei die Landschaften, die direkt vor meiner Haustüre liegen (München, Alpenvorland) oder in denen ich Urlaub gemacht habe (Balkonien, Italien, Griechenland, Schottland, Karibik, USA, Neuseeland, Australien, ...). Und daher habe ich mir vor ein paar Monaten das Paket Top50 V4 vom Bayerischen Landesvermessungsamt gekauft: Es enthält detaillierte Land- und Reliefkarten von Nord- und Südbayern, welche in einer Art Flugsimulation über- und durchflogen werden können. Schöne Sache, aber halt nicht "the real thing". Aber es befriedigt meine Landkarten-Sammelleidenschaft.

Was mich nun aber wirklich beeindruckt hat, ist die kostenlose Software World Wind von der NASA. Dank an Meister Röll für den Hinweis. World Wind stellt Satellitenbilder der gesamten Erde da, in die man sich per Radmouserad hineinzoomen kann. Vor allem in vielen amerikanischen Großstädten kann man so lange in das Bild abtauchen, bis man einzelne Autos und Menschen auf der Straße sehen kann. (Dazu im Layermanager mit Images/High-Resultion Terrain Mapped Imagery/USGS Urban Area Ortho-Imagery experimentieren.)

Schöne Beispiele:
Die Bilder sind teilweise mehrere Jahre alt (z.B. fehlt in Las Vegas noch ein gutes Stück vom Strip) aber dennoch faszinierend. Angeblich sind die Bilder auch mit Höhendaten unterlegt, so dass man sich Gebirge (oder z.B. den Grand Canyon) dreidimensional darstellen und durchfliegen kann. Leider gibt es wenigstens in der deutschen Version einen bekannten Fehler.

[Nachtrag]
Wenn man in der Systemsteuerung das "Format für Zahlen, Datum und Zeit" auf "Englisch (USA)" umstellt klappt die 3D-Darstellung. Wenn man sich so ein Städtchen wie Innsbruck ansieht, das mitten in den Bergen liegt, dann haut einen die 3D Ansicht förmlich um.

[Nachtrag]
Seit einigen Tagen ist die neue Version 1.2e online. 3D geht jetzt auch ohne Datum-Tricks.

Thank god I am P-type

Während der B822 Residential School im Milton Hill House, Abingdon, hatte ich die Gelegenheit mit Jane Henry zu sprechen. Sie ist nicht nur die Autorin von zwei der drei B822 Kursbüchern (und war auch sonst nicht faul), Sie ist auch eine erfahrene Befürworterin des MBTI Personality Type Tests. Mit ihr konnte ich über meinen MBTI Test sprechen und die Probleme, dich ich mit dem Ergebnis hatte und habe.

Ich hatte den Test (European English Version) im Dezember insgesamt drei mal gemacht. Jeweils mit einigen Tagen Abstand und jeweils mit dem Wunsch "noch ehrlicher" und "noch unvoreigenommener" an die Fragen heranzugehen. Ich hatte viel negative Kritik über den MBTI im speziellen und Personality Tests im Allgemeinen gelesen und war entsprechend voreingenommen an die Sache heran gegangen. Und tatsächlich: Jeder meiner drei Tests ergab einen anderen Typ und ich war mit keinem Ergebnis wirklich zufrieden.

E 25, S 1, T 11, J 21
E 37, S 9, T 27, J 27
E 31, N 29, T 23, J 27

Als ich ein paar Tage später einen Freund und Kollegen fragte, welcher Typ denn wohl zu mir passen würde, sagte er: vielleicht ENTJ, ganz sicher aber ENFP!

Wenn ich mir die Typbeschreibungen durchlese ...
  • ENTJ
    Frank, decisive, leaders in activities. Develop and implement comprehensive systems designed to solve organisational problems. Good in anything that require reasoning and intelligent talk, such as public speaking. Are usually well informed and enjoy adding to their fund of knowledge.


  • ENFP
    Warmly enthusiastic, high-spirited, ingenious and imaginative. Able to do almost anything that interests them. Quick with a solution for any difficulty and ready to help anyone with a problem. Often rely on their ability to improvise instead of preparing in advance. Can usually find compelling reasons for whatever they want.
... dann fand ich mich zunächst in beiden Fällen nur teilweise wieder. Nach meinem Gespräch mit Jane Henry und einem kleinen Workshop muss ich jedoch zugeben, dass ich wohl gerne ein NTJ-Typ wäre (und in entsprechende Rollen verfallen kann), tatsächlich aber mit ganzer Seele ein NFP-Typ bin.

Denn ...

Ps haben zwar keine Probleme damit Listen mit Aufgaben und Prioritäten zu erstellen, sie haben aber Probleme, diese in der gedachten Reihenfolge abzuarbeiten. Ps machen lieber erst das, was sie interessiert und dann den Rest.

Ps sind immer spät dran. Das ist nicht das gleiche wie zu spät. Ps verschwenden einfach nur selten Zeit auf einen Zeitpuffer. An alle Js da draußen: Ps sind so. Sie können nicht anders. Sie sind viel zu beschäftigt, haben viel zu viele Dinge gleichzeitig laufen um sich auf eine Sache wirklich zu konzentrieren. Und wenn es nur das alte "Fünf Minuten vor der Zeit, das ist wahre Pünktlichkeit." ist. Ps kommen um Punkt. Wenn es wirklich wichtig ist, auch früher. Wir können das. Aber das passiert nicht häufig. It's against our nature.

In ihrer Not neigen Ps daher dazu sich selbst auszutricksen. Z.B. durch vorgestellte Uhren oder das bewusste Ausstecken von Computer und Fernseher bzw. das "Verstecken" von Zeitungen, Zeitschriften und sonstigen Ablenkungen. Oder sie suchen verzweifelt ablenkungsunfreudlilche Arbeitsräume auf (z.B. Besprechungszimmer).

Heike (ESFJ) ist kein P. Sie ist eher ein ausgewachsener J-typ (37). Sie plant gerne und hält sich auch gerne an diese Pläne. Das führt manchmal zu ... sagen wir creative tension. Aber wir ergänzen uns ja auch, denn:

  • J finds P disorganised, irresponsible & needs P for adaptability and information gathering
  • P finds J rigid, inflexible & needs J for organisation and for completion

Das ist doch schön: Stefan needs Heike for completion.

6.1.05

Der Statistiker in mir

Noch einmal zu dieser Erziehungssache. Es gibt Dinge, die müssen sich erst setzen, wie diese:

92% aller Eltern sagen, sie haben keine nennenswerte Probleme mit Ihren Kindern, alles verliefe harmonisch. Und 24% aller Eltern geben an, ihr Kind schon einmal geschlagen bzw. fast 66%, es angeschrien zu haben.

Das heißt, rein rechnerisch schlagen ihr Kind wenigstens 16% aller Eltern und schreien wenigstens 58% ihr Kind ohne Grund an.

Was bedeutet das? Die deutsche Familie lebt gerade deshalb in Harmonie und weitgehend problemfrei. Wir wissen ja noch von unseren Eltern: "a saubare Watschn hat no koam gschod" und "wer brüllt, hat Recht". Ja und wenn die Kinder keinen Grund für Prügel und Geschrei liefern? So leid es tut, "wat mut, dat mut!"

In diesem Licht finde ich es aber verwunderlich, dass fast 91% aller Väter und Mütter eingestehen, in der Kindererziehung bisweilen Fehler zu machen. Ich finde, man muss sich entscheiden. Entweder sinnlose Gewalt oder Gewissensbisse. Aber nicht beides. Das schlägt aufs Gemüt.

Der Verbraucher in mir

Zum Thema verarschte Kunden werde ich sicherlich noch einmal eine meiner besten Geschichten auspacken. Die, von meinem Wasserbett und dem zweieinhalbjährigen Mathyrium, das ich durchleben musste, bis sich der Händler endlich (nachdem wir vor Gericht waren) herabgelassen hat, das Teil zu reparieren.

Nein, heute geht es aber nicht um einen einzelnen Verwirrten, der meint, Kunden reden nicht miteinander. Nein, heute geht es um zwei dicke Dinger. Was viele von uns schon lange geahnt haben: Es hat nichts mit Geiz zu tun, was der Eine macht. Und der Andere verarscht uns Verbraucher trotz gegenteiliger Aufforderung.

Worum geht's? Nun, anlässlich ihrer großzügigen Rabattankündigungen zum neuen Jahr, haben Mediamarkt und Saturn kurzerhand über den Jahreswechsel diverse Preise angehoben, sodass die Kunden (oder sind wir doch nur Verbraucher) trotz Riesenrabatt und "Einkaufspreis" in den meisten Fällen mehr bezahlt haben, als noch Ende letzten Jahres. Das Schlimme daran: Die wenigsten haben es gemerkt, die Aktionen waren erfolgreich und Konsequenzen wird es wohl keine haben.

Das Elternteil in mir

Da lese ich, dass nur 6 Prozent der Eltern über größere Probleme bei der Erziehung klagen. Ich beglückwünsche die 92%, die geantwortet haben, sie hätten keine Probleme. Keine (!).

Vielleicht habe ich nur die Statistik nicht richtig gelesen: Die Befragten haben Kinder von 3 bis 18. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Hundert Lebensabschnitte zwischen Kleinkindalter und Erwachsensein liegen - ich denke da nur an die Pubertät, kann's daran nicht liegen. Und dabei stellt sich mir die Frage, ob man mit 18 schon erwachsen, oder einfach nur wahlberechtigt ist.

Vielleicht haben sie aber auch nur Eltern sozialer Randgruppen befragt, die Ihre Kinder seit dem 3. Lebensjahr nicht mehr so häufig gesehen haben - eigentlich gar nicht mehr. "Probleme mit unseren Kindern? Nicht dass wir wüssten. Sollten wir das wissen?"

Für mich klingt das entweder nach Verdrängung, Selbstbetrug oder Amnesie (tritt häufig bei gestressten Eltern auf - ich weiß das, denn ich .. äh. was wollte ich schreiben? Egal).

Wie kann ich mir eine solche krasse Meinung erlauben, wenn meine Kinder ja noch gar nicht 3 Jahre alt sind? Mit ist zwar bislang noch nicht die Hand ausgerutscht, es gab aber - eigentlich von der ersten Woche an - viele, viele Momente, wo ich ganz, ganz im Inneren gedacht habe: "Stefan, das könnte sich jetzt zu einem Problem entwickeln." Und nicht nur das habe ich gedacht. Vielleicht ist ja auch alles überstanden, wenn meine Kids erst einmal 3 Jahr alt werden. Mein Blick über den Tellerrand meiner Familie verrät mir aber nichts Gutes. Im Verborgenen flüstert man sich zu "Kleine Kinder - kleine Probleme. Große Kinder ...". Aber zum Glück ist Folter ja nichts Schlimmes mehr.

Heike und ich sind jedenfalls bekennende Super Nanny-Kucker. Aller Kritik zum Trotz finden wird die Sendungen gut und haben schon das Eine oder Andere in unseren Erziehungsalltag übernommen. Auch vorher holten wir uns Tipps und kopierten "best-practice" von Freunden, der Hebamme (danke Heri), den Eltern, aus Zeitschriften (Heike liebt Familie & Co) und Büchern.

In einem Interview, das Super Nanny Jana Simons (hier in der Zeit) letztens bei Günter Jauch gegeben hat, weiß ich, dass auch sie keine 100% Harmonie und Glück mit ihren vier Kindern erzielt. Vielleicht liegt es daran, dass Super Nanny nicht gleich Super Mama ist. Mit den typischen Problemchen gehört sie jedenfalls zur 8% Minderheit. Da fühle ich mich gleich in guter Gesellschaft.