25.2.06

Summerhill

Während meiner Schulzeit musste ich Buch lesen, das hieß "Die Grüne Wolke" von A.S.Neill. Eine seltsame Geschichte von einer Gruppe Schüler, die durch Zufall einer globalen Katastrophe entgehen - nämlich der grünen Wolke, die alle Menschen in Stein verwandelt hat.

An was ich mich erinnere ist, dass A.S.Neill in Zusammenhang mit dem antiautoritäten Schulprojekt "Summerhill" stand. Tatsächlich hatte er die Schule sogar gegründet und bis zu seinem Tod 1973 geleitet. Und das war nicht in den revolutionären 1960ern, sondern bereits in den 1920ern. Ja und tatsächlich hat er seine Schule nie als antiautoritär gesehen. Der Wikipedia-Artikel ist da recht aufschlussreich.

Wie komm ich drauf? Ich fragte mich gerade, ob an einer solchen Schule Modelle, wie das Knowledge Cafe eher ausprobiert werden, als in unserem, klassischen System.

Links:
>> The last man alive
>> Wikipedia: Summerhill

24.2.06

Die magischen Hüte

Die magischen Hüte

Von Lorna Santín
Übersetzung von mir


Es war einmal ein wunderschönes Dorf, in dem ist etwas passiert, das muss ich Euch unbedingt erzählen.

In diesem Dorf lebten viele Leute. Sie wohnten in kleinen Strohhütten und gingen Ihren Berufen nach. Da waren ein Bäcker, ein Schmied, ein Lehrer und viele mehr. Sie alle lebten mit ihren Frauen und Kindern. Und es gab viele Kinder: Da waren ganz kleine Kinder, mittlere und andere Kinder, die schon ganz groß waren.

In der Nähe des Dorfes war ein großer Wasserfall und die Kinder spielten dort nur all zu gerne. Ihre Eltern waren davon gar nicht begeistert, denn das Wasser war tief und gefährlich.

Am Rand des Wasserfalls wuchsen einige Büsche. Und gleich neben den Büschen wuchsen kleine Pilze. Und direkt neben den Pilzen, da lebten Adao und sein Zwillingsbruder Gabo.

Adao und Gabo waren Wichte. Beide waren zwar recht klein und kräftig gebaut - wie Wichte nun einmal sind. Beide hatten Sommersprossen und rotes Haar. Und beide trugen einen Hut auf dem Kopf. Diesen Hut hatten sich sich, ebenso wie all Ihre Kleider, auf einer kleinen Nähmaschine selbst gemacht.

Tatsächlich sahen sich Adao und Gabo so ähnlich, dass ein jeder, der sie traf, verwirrt war und Adao für Gabo hielt und umgekehrt. So ähnlich Ihr Äußeres auch war, so unterschiedlich waren sie im Herzen.

So wollte Adao immer zuerst anderen Menschen helfen, bevor er an sich selbst dachte. Gabo aber wollte einfach nur Spaß haben und dachte dabei vor allem an sich.

So kam es, dass eines Abends, als Adao schon schlief, Gabo noch einmal aufstand. Er wollte mal wieder etwas lustiges erleben und hatte auch schon einen Plan für einen Streich.

Er setzte sich an ihre kleine Nähmaschine und machte Hüte. Ganz viele Hüte. Für jeden Dorfbewohner einen. Er machte Hüte in sechs verschienen Farben: Einige waren grün, wie Gras. Manche waren weiß wie Papier. Einige waren rot wie Feuer. Wieder andere blau wie der Himmel. Und dann machte er noch welche, die waren gelb wie die Sonne und welche, die waren schwarz wie die Nacht.

Natürlich waren diese Hüte keine normalen Hüte. Es war nämlich so, dass Menschen sie nicht sehen konnten. Nur Wichte, Elfen und Zauberer konnten diese Hüte und ihre Farben sehen. Aber das war noch nicht alles. Etwas sehr eigenartiges passierte mit jedem, der einen solchen Hut trug. Und das fand Gabo besonders lustig.

Als Gabo alle Hüte fertig genäht hatte, schliefen die Dorfbewohner noch. Völlig unbemerkt schlich sich Gabo in jedes Haus und bald hatten alle Menschen im Dorf einen Hute auf. Alle Eltern und alle Kinder, die Großeltern und sogar die Babies. Und weil die Hüte unsichtbar waren, bemerkte es am nächsten Morgen auch keiner.

Als am nächsten Morgen die Menschen aufwachten, passierte etwas sehr seltsames. Fermin, ein bislang abenteuerlustiger Bursche, traute sich auch einmal nicht mehr aus den Haus. Und als seine Freude kamen und ihn zum Spielen mitnehmen wollten, da offnete er die Tür nur einen Spalt und rief: "Ich gehe nicht aus dem Haus. Es ist viel zu gefährlich da draußen. Ich könnte in den Fluß fallen oder schlimmer!"

Fermins Mutter was ein wenig verwirrt. Bisher war Ihr Sohn eher zu waghalsig und brachte sich damit häufig in Schwierigkeiten. Normalerweise war er derjenige, der die anderen Kinder zum Wasserfall lockte.

In diesem Moment kam Frau Beate, die Nachbarin angelaufen. Sie weinte bitterlich, denn sie hatte einen Kuchen für Ihren Mann backen, doch der Kuchen war völlig misslungen. Sie schluchzte: "Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Was soll ich hier noch? Ich sollte besser in den Wald laufen und mich von den Bären fressen lassen."

Fermins Mutter verstand die Welt nicht mehr. So hatte Sie ihre Nachbarin noch nie erlebt. Frau Beate war immer so ruhig und ausgeglichen. Man hatte sie noch nie verärgert oder traurig gesehen. Nie hatte sie gelacht oder gar geweint. Man hätte fast meinen können, sie hätte gar keine Gefühle. Und nun das: Frau Beates war wegen eines mißlungenen Kuchens völlig verzweifelt und aufgelöst.

Pötzlich gab es einen lauten Knall und Rauch stieg über einem Haus in der Nähe auf. Fermin, seine Mutter und Frau Beate liefen erschrocken dorthin. Andere Leute waren schon vor ihnen da. Es war das Haus von Arturo, der bisher immer ein einsamer, ruhiger und schüchternen Junge war. Arturo hatte sich nie besonders für die Dinge um ihn herum interessiert. Doch heute war er wie ausgewechselt. Plötzlich wollte alles über die Welt erfahren und hatte mit wilden und gefährlichen Experimenten angefangen. Eines davon hatte wohl eine Explosion ausgelöst. Doch der Junge schüttelte Staub und Asche ab und setzte sodann unbeirrt seine Versuche fort.

Ganz in seiner Nähe stand Rodrigo, sein Bruder. Rodrigo war bislang so schrecklich zerstreut und vergesslich dass manche sogar meinten, eines Tages vergesse er noch seinen eigenen Namen. Aber heute war alles anders. Da stand er und zählte die Namen aller Dorfbewohner auf. Und deren Geburtstage. Dann noch die Lieblingsspeisen eines jeden und seine Lieblingsfarbe.

Niemand im Dorf konnt sich erklären, was da vorging. Klar war nur, es ging nicht mit rechten Dingen zu. Alle schnatterten durcheinaner und waren ratlos. Wenn sie ein wenig ruhiger gewesen wären, dann hätten sie wohl Gabo entdeckt, der hinter einem Busch stand und sich vor lachen kaum halten konnte.

Adao hatte Gabo zwar auch nicht bemerkt, dennoch wusste er sofort, was passiert war. Denn er konnte die farbigen Hüte auf den Köpfen der Dorfbewohner deutlich sehen. Sie waren ja nur für die Menschen unsichtbar. Und ihm war auch sofort klar, dass sicher sein Bruder Gabo hinter all dieser Verwirrung steckte. Aber der hatte sich versteckt.

Adao wusste, dass der Spuk schnell zuende wäre, wenn die Menschen nur wüssten, dass sie diese magischen Hüte trugen. Dann könnten sie die Hüte einfach abnehmen und alles wäre wieder wie früher. Doch Adao wusste auch, dass es für die Leute sehr schwer sein würde, das zu verstehen. Denn die Menschen verstehen sich selbst oft nicht.

Adao hatte das Gefühl, dass er etwas unternehmen musste. Aber er wollte von den Menschen nicht gesehen werden. Er beschloss also noch zu warten bis es dunkle Nacht würde.

Kurz nach sechs kamen am Abend die Männer aus der Arbeit zurück ins Dorf. Sie hatten den ganzen Tag hart unter Tage in der Mine gearbeitet. Sie sangen, scherzten und erzählten, wie herrlich es doch sei in der Mine zu arbeiten. Die Leute im Dorf waren sehr verwundert, da die Männer sonst doch nur mürrisch nach Hause kamen und ständig schimpften, wie gefährlich und schrecklich doch ihre Arbeit sei.

Als später in der Nacht alle Leute im Dorf schliefen, machte sich Adao auf den Weg. Er huschte auf Zehenspitzen in ein jedes Haus und flüsterte den Menschen immer und immer wieder ins Ohr "Jeder von Euch trägt einen Hut. Das muss Du wissen."

Am nächsten Morgen, als die Menschen aufwachten, erinnerten sie sich an das, was Adao zu ihnen im Schlaf gesagt hatte. Noch bevor sie sich einen "Guten Morgen" wünschten, sagten sie zu einander "Wir alle tragen einen Hut. Das musst Du wissen.". Sogar die ganz Kleinen, die noch nicht richtig sprechen konnten erinnerten und brabbelten "Hut".

Zuerst wussten die Leute nicht recht was sie davon halten sollten, konnten sie doch die Hüte nicht sehen. Doch dann fassten sie sich mit den Händen an die Köpfe und in diesem Augenblick wurden die Hüte sichtbar. Da konnte man sehen, dass tatsächlich ein jeder Mensch im Dorf einen Hut aufhatte. Die Hüte waren nicht nur verschieden geformt, sie hatten auch verschiedene Farben.

Da fiel den Leuten auf, dass auf jeden Hut auch etwas geschrieben stand. Auf die weißen Hüte war "Information" geschrieben. Rodrigo und viele andere im Dorf trugen weiße Hüte. Arturo und einige andere hatte grüne Hüte auf dem Kopf. Das Wort "Kreativität" war darauf geschrieben. Auf den schwarzen Hüten stand "Probleme" und tatsächlich hatte Fermin einen solchen Hut auf. Fermins Mutter hatte einen blauen Hut, auf dem "Beobachter" stand. Ihre Nachbarin und andere Leute trugen rote Hüte mit dem Schriftzug "Gefühl". Und die Minenarbeiter hatten gelbe Hüte, auf denen man "Optimismus" lesen konnte.

Fermin Mutter ahnte schnell, was es mit den Hüten tatsächlich auf sich hatte. Daher machte sie den Vorschlag, die Anderen sollten doch einmal die Hüte tauschen. Sie selbst wollte ihren blauen Hut weiterhin behalten und alles beobachten. So tauschten die Leute ihre Hüte und schnell wurde klar, dass die Hüte das Verhalten der Menschen veränderte. Und zwar so, wie es das Wort auf dem Hut vermuten ließ. Die einen waren plötzlich viel gefühlvoller, andere waren schlagartig voll von Sorgen und Problemen. Wieder andere sprudelten nur so vor Ideen usw.

So standen Sie bei einander und tauschen die Hüte so lange bis am Schluss ein jeder jeden Hut einmal aufgehabt hatte und die Welt voll Hoffnung, voll Sorge, voll Ideen usw. gesehen hatte.

Dann sahen sie sich an und beschlossen etwas zu tun, dass ihr Leben verändern sollte. Auf dem Hauptplatz ihres Dorfes errichteten Sie aus buntem Lehm einen riesigen Hut. Als das Denkmal fertig war befestigten Sie daran eine Marmorplatte in die Folgendes gemeiselt stand:


Wenn Du Deinen Nachbarn verstehen willst,
dann solltest Du seinen Hut tragen.

Und wenn Du Konflikte lösen willst,
dann musst die Hüte kontrollieren.


Von diesem Tag an lebten die Leute im Dorf viel fröhlicher und verständnisvoller zusammen. Denn sie wussten, dass man jedes Problem besser verstehen kann, wenn man es von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet.

3.2.06

Ratschlag für Innovatoren

Ich gehöre leider zu dieser Spezies, die sich Innovator nennt. Ständig den Kopf in den Sternen und immer zu wenig Zeit. In Kombination mit etwas zu viel Selbstkritik ist man praktisch ständig grantig. Und wenn dann kein Adaptor in der Nähe ist, kommt am Ende nichts Brauchbares heraus. Eine ausführliche Beschreibung dieses Zustandes ist schon längt überfällig und hängt hier seit Monaten als Draft rum (genau das meine ich).

Dave Pollard's "How to Save the World" hatte in letzter Zeit ein paar ganz hilfreiche Beiträge darüber, wie man ein Unternehmen gründet. Einer ging über Innovatoren und was sie beachten sollten - nämlich, dass es für eine geniale Idee auch einen Abnehmer braucht:

Advice to Innovators: Know What Urgent Problem You're Uniquely Solving



Denn schließlich geht es ja nicht nur um einen evtl. geschäftlichen Mißerfolg sondern auch um die nutzbringende Verwendung von Lebenszeit: