6.1.05

Das Elternteil in mir

Da lese ich, dass nur 6 Prozent der Eltern über größere Probleme bei der Erziehung klagen. Ich beglückwünsche die 92%, die geantwortet haben, sie hätten keine Probleme. Keine (!).

Vielleicht habe ich nur die Statistik nicht richtig gelesen: Die Befragten haben Kinder von 3 bis 18. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Hundert Lebensabschnitte zwischen Kleinkindalter und Erwachsensein liegen - ich denke da nur an die Pubertät, kann's daran nicht liegen. Und dabei stellt sich mir die Frage, ob man mit 18 schon erwachsen, oder einfach nur wahlberechtigt ist.

Vielleicht haben sie aber auch nur Eltern sozialer Randgruppen befragt, die Ihre Kinder seit dem 3. Lebensjahr nicht mehr so häufig gesehen haben - eigentlich gar nicht mehr. "Probleme mit unseren Kindern? Nicht dass wir wüssten. Sollten wir das wissen?"

Für mich klingt das entweder nach Verdrängung, Selbstbetrug oder Amnesie (tritt häufig bei gestressten Eltern auf - ich weiß das, denn ich .. äh. was wollte ich schreiben? Egal).

Wie kann ich mir eine solche krasse Meinung erlauben, wenn meine Kinder ja noch gar nicht 3 Jahre alt sind? Mit ist zwar bislang noch nicht die Hand ausgerutscht, es gab aber - eigentlich von der ersten Woche an - viele, viele Momente, wo ich ganz, ganz im Inneren gedacht habe: "Stefan, das könnte sich jetzt zu einem Problem entwickeln." Und nicht nur das habe ich gedacht. Vielleicht ist ja auch alles überstanden, wenn meine Kids erst einmal 3 Jahr alt werden. Mein Blick über den Tellerrand meiner Familie verrät mir aber nichts Gutes. Im Verborgenen flüstert man sich zu "Kleine Kinder - kleine Probleme. Große Kinder ...". Aber zum Glück ist Folter ja nichts Schlimmes mehr.

Heike und ich sind jedenfalls bekennende Super Nanny-Kucker. Aller Kritik zum Trotz finden wird die Sendungen gut und haben schon das Eine oder Andere in unseren Erziehungsalltag übernommen. Auch vorher holten wir uns Tipps und kopierten "best-practice" von Freunden, der Hebamme (danke Heri), den Eltern, aus Zeitschriften (Heike liebt Familie & Co) und Büchern.

In einem Interview, das Super Nanny Jana Simons (hier in der Zeit) letztens bei Günter Jauch gegeben hat, weiß ich, dass auch sie keine 100% Harmonie und Glück mit ihren vier Kindern erzielt. Vielleicht liegt es daran, dass Super Nanny nicht gleich Super Mama ist. Mit den typischen Problemchen gehört sie jedenfalls zur 8% Minderheit. Da fühle ich mich gleich in guter Gesellschaft.

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